Sonntag, 10. Mai 2015

Alpsteinrunde mit 150er Puls

Wasserauen - Bogartenlücke - Marwees - Winderalpsattel - Meglisalp - Rossmad / Agetenplatte - Mesmer - Seealpsee - Wasserauen
Soll/Ist-Vergleich nach der Tour
Prolog: 
Für denn 10. und 11. Mai 2015 hatten J. und ich einen Tödi-Versuch geplant.
Lange schon beobachten wir die Wetterverhältnisse und checken diese mit unseren beruflichen Urlaubsmöglichkeiten gegen. Nun waren die Vorraussetzungen sehr gut und der Rucksack größtenteils gepackt, da kommen gesundheitliche Probleme ins Spiel und die Tour wird mal wieder verschoben. Mr. T bleibt ein großes Projekt...

Nachdem mir J. gegen 2 Uhr nachts definitiv absagte, wollte ich die Tour auch nicht Solo angehen. Der untere Eisbruch ist ohne Seil nicht empfehlenswert. Zudem hatte ich auch keine Lust auf die entsprechenden Kommentare der anderen Hüttenbesucher.

Also musste eine Alternative her: Wie wäre es mit einer Frühlingstour durch den Alpstein?
Ich erinnerte mich an eine Tour, welche ich auf HIKR gefunden hatte und begann die dazugehörigen GPX-Daten mittels meiner Lieblingssoftware Garmin BaseCamp zu individualisieren.  Idealer Startpunkt war mal wieder der Parkplatz am Gasthaus Alpenrose in Wasserauen (868m). Im Übrigen kam eine Tour auf den Säntis nicht in Frage, da der Tag längst angebrochen war. Und wer weiß schon, ob man Sonntags von der Schwägalp zurück nach Wasserauen kommt.
Wie ich kurz vor 12 Uhr am Parkplatz ankam, war dieser überfüllt bis aufs Letzte. Teilweise wurden kostenpflichtige Parkmöglichkeiten auf einer Wiese eines Bauen angeboten... Der Juvel unserer Region ist vermutlich am Rande seiner touristischen Möglichkeiten. Und da der nutzbare Boden begrenzt ist, weichen heute wieder Einige in die Luft aus. Gleitschirme, Segelflieger, Sportflugzeuge, Huschrauber und nicht zu vergessen die vielen Alpendohlen.

Spätestens jetzt weiß der aufmerksame AlpenSim-Leser, dass mich solch eine Solo-Tour zu vielen Gedanken anregt. Parallel dazu muss ich gegen meinen Puls kämpfen, welchen ich heute mit Brustgurt gemessen habe. Obendrauf schoss ich über 230 Fotos, von denen es hier eine kleine Auswahl zu sehen gibt. Das nenne ich mal Multi-Tasking.

Möglichst schnell versuchte ich den Menschenmassen im Tal zu entgehen. Die erste Etappe führte hinauf zur Bogartenlücke (1710m). Schon bei der Anfahrt ins Appenzell erblickte ich das Schneefeld in der Lücke ab etwa 1500 Höhenmetern. Aber vor Ort sehen viele Hindernisse oft kleiner aus. So war es auch hier.
Ersten Blick in den "inneren Alpstein"
Ebenfalls sehr zügig unterwegs war Claudio aus St. Gallen, welchen ich unterwegs kennenlernte. Nachdem ich ihm einen kostenlosen Heimatkunde-Unterricht gab, teilten sich unsere Wege auch schon wieder. Er wollte eine kleine Runde über die Alp Sigel gehen, während ich nun direkt vor dem Aufstieg ans Bogartenmännli stand. Ganz oben waren noch zwei weitere Wanderer. Sonst wurde es schlagartig still und menschenleer.
Der Trittschnee machte das Vorankommen sehr einfach und schnell. Doch die Turnschuhe waren bereits etwas nass.
In der Lücke angekommen, sehe ich die beiden anderen beim Abstieg in Richtung Sämtisersee. Ich schaue auf meinen weiteren Weg und schmunzle ein wenig über das nächste Schneefeld.
Bevor ich aber weiter laufe, kraxel ich noch kurz auf das Bogarten-Männli (1730m). Wie es wohl von Appenzell aussieht, wenn jemand obendrauf steht?

Weiter gehts. Nach dem kleinen aber steilen Gegenanstieg sehe ich heute erstmals den Sämtisersee. Verrückt, wie er aus dem Ferne dem Seealpsee ähnelt.
Der Aufstieg auf die Marwees ist eine sehr schöne Wanderung. Ständig nehme ich den Rucksack ab, um Fotos zu schießen. Dabei ging mir eine Menge Zeit "verloren", welche ich auf der Strecke wieder versuchte gut zu machen. Das soll aber nicht heißen, dass ich wie ein "Gehetzter" durch die Berge renne. Ich hatte schlichtweg eine große Tour vor mir und bin erst zur Mittagszeit losgelaufen.
Schönes Wanderwetter. Aussicht auf die gegenüberliegende Stauberenkanzel.
Reger Flugbetrieb an der Ebenalp
Blick zurück auf den etwa 1200 Höhenmeter tiefer liegenden Parkplatz.
Ich parke übrigens neben dem gelben Bagger gegenüber der Ebenalpbahn =)
Gipfelkreuz der Marwees
Der breite Marwees-Rücken hat mehrere Gipfel, welche weit auseinander liegen. Gefühlte 20 Minuten habe ich vom Gipfelkreuz bis ans Ende des Rückens benötigt. 
Beim genauen Hinschauen sieht man die Skispuren am Altmannsattel. Eine steile Angelegenheit.
Durch die Senke entdeckte ich außerdem Mr. T. Ein wenig Wehmut kam da schon auf.
Tödi - 3614m
Wie ich nach einem Plätzchen für eine Essenspause suche, entdecke ich auf dem Hang unter mir eine Herde von über 25 jungen Steinböcken. Eine ganze Weile beobachtete ich von hier oben den An- und Ausblick. Bei den sommerlichen Temperaturen war der Wind an dieser ausgesetzten Stelle eher angenehm als störend.
Von hier aus sieht man vom Altmann über den Lisengrat bis zum Säntis. Rechts unten befindet sich die hochgelegene Meglisalp (1517m). Hier komme ich später vorbei, wenn alles gut geht.
Der Weiterweg verläuft über das Schneefeld, welches ich bereits auf einer sehr ähnlichen Runde mit Anne gegangen bin. Heute liegt allerdings ein wenig mehr Schnee.
Ein Teil der Steinbock-Herde zieht weiter auf den Südhang, bei den anderen muss ich links vorbei und über das Schneeband, auf dem die Spur zu erkennen ist.
Das letzte Foto von hier oben schieße ich von einem großen Gämse die in "Usain-Bolt-Manier" durch den Alpstein schreitet.
Vorne Sommer, hinten Winter =)
Nun wurden meine Laufschuhe auf eine harte Probe gestellt. Zwar war der Schnee sehr einfach zu gehen, doch danach waren die Schuhe komplett durchnässt. Möglicherweise hätte ich mich beim Kauf doch für die GTX-Variante entscheiden sollen?
Ab dem Winderalpsattel ging es größtenteils über Schneefelder bis runter an die Meglisalp. So konnte ich viel Kraft und Zeit sparen.
Beim Brunnen wurde die Trinkblase aufgefüllt. 1,5 Liter waren getrunken. Also füllte ich nochmals gute 2 Liter nach.

Das Wanderschild an der Meglisalp zeigt direkt auf das letzte hohe Tagesziel: Den Schäfler. Zuvor aber führte der Weiterweg Richtung Rossmad und Agetenplatte. Bis dorthin galt es nochmals etwa 400 Höhenmeter zu machen...
Nur wenige Gehminuten nach der Pause konnte ich bei P.1640 auf den Seealpsee blicken. Das berühmte blaue Boot konnte ich allerdings nicht ausmachen.
Zwischenzeitlich spürte ich auch die Anstrengungen der vergangenen 4,5 Stunden. Insbesondere die Konzentration ließ langsam nach, weshalb ich mich auch einmal verlaufen habe =) Nach etwa 300 Metern in Richtung Säntis habe ich den Fehler bemerkt und bin umgekehrt. Da ich diesen Weg bisher nicht kannte, wäre ein Blick auf das GPS sicher hilfreich gewesen. Komisch auch, dass an solch einer Kreuzung kein Wanderschild steht.
Wer sieht das Murmeltier?
Marmota Marmota
Ab P. 1895 ging es sehr steil abwärts in Richtung Mesmer. Der Weg ist fast durchgehen mit Stahlseilen gesichert. Nachdem ich das Steilstück hinter mir habe, blicke ich gebannt auf die Mesmer-Kamine, wo wir Ende Februar auch mit Tourenski durch sind. 
Ein paar Gemsen tauchen auf dem großen Hang auf. Vermutlich beobachten Sie mich und sich, wie ungeschickt ich die Schneefelder abrutsche. Mit kurzen Gedanken an die Werbespots aus Bünden lächle ich selbst über meinen kleinen Sturz und rutsche weiter =)

Angekommen am Berggasthaus Mesmer (1613m) wird die Hütte gerade von den vermeintlichen Hüttenwirten zugesperrt. Vermutlich hat das Gasthaus aktuell nur übers Wochenende geöffnet.

Der Tag neigt sich langsam dem Ende, der Körper wird immer "zittriger" und es wird Zeit für eine vernünftige Entscheidung. Also stärke ich mich nochmals bei einer ausführlichen Pause und beschließe, von hier aus direkt abzusteigen. Immerhin ist es bald 18 Uhr und trotz der Stirnlampe im Rucksack hatte ich keine Nachtwanderung geplant. Im gleichen Moment freue ich mich auch schon, die Runde ein weiteres mal zu gehen und sie zu komplettieren. Möglicherweise auch mit Abstecher auf dem Säntis.

Über die letzten großen Schneefelder laufe ich gegen 18 Uhr weiter in Richtung Seealpsee. Das Hüttenwirtspaar ist bereits abgestiegen und hat schöne Rutschspuren hinterlassen. So kann ich mich gut orientieren und komme nach nur 30 Minuten am Seealpsee an.
Zwischendurch sammele ich noch eine Tüte voll frischem Bärlauch. In Gedanken spinne ich damit, heute Abend davon ein Pesto zuzubereiten und damit den Tag abzurunden =)
Bärlauch so weit das Auge reicht.
Ab hier sind es noch etwa 30 Minuten bis nach Wasserauen. Das ebene Laufen parallel zum See ist sehr entspannend für die Muskulatur. Ich genieße es in vollen Zügen.
Eben noch im Schnee unterwegs, jetzt schon wieder auf saftig grünen Weiden.
Schöne Wasserfälle, darüber die Materialseilbahn der Meglisalp.
2,5 Monate zwischen Sommer und Winter
Zurück am Parkplatz geht es mir erstaunlich gut. Der "Finisher-Gedanke" schüttet die letzten Glückshormone aus. Bald schon überwiegen aber die Erschöpfung und die Müdigkeit. 

GPS-Auswertung - 19.8km // 7:06h // 1724hm // Durchschnittliche HF: 148 =)
Grau eingefärbt, die geplante, weite Route über Schäfler und Ebenalp.
Fazit: Mache das Beste aus jedem Tag =) Der übliche Muskelkater überschattet aktuell die schönen Erlebnisse. Doch Schmerzen vergehen, Erinnerungen bleiben...

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