Sonntag, 11. September 2016

Säntis - Bike & Hike - By fair means

Mit fairen Mitteln von der Haustüre bis auf den Säntis: Seit langem weiß ich, dass dies möglich ist, doch erschien es mir persönlich immer unmöglich.
Das Reisegepäck: Rennrad, 2 Paar Schuhe, Helm und Rucksack mit Proviant.
Nach einem "Stubenhocker-Samstag", wollte ich das Restwochenende aktiv verbringen und beschloss, das große Abenteuer am Sonntag anzugehen.
7:00 Uhr: Ein wunderschöner Tag kündigte sich an als ich die ersten Meter los rollte. Kurz hinter der Schweizer Grenze roch es bei der Chocolat Bernrain nach warmer Schokolade. Im Hintergrund spielte die Sonne mit den Wolken über dem Bodensee. Was will man mehr?

Mit absichtlich mäßigem Tempo kam ich gut voran. Kurz hinter Sulgen hielten mich 2 Jungs auf. Bei einem kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass auch sie in Konstanz gestartet sind und in Richtung Säntis unterwegs waren. Wegen einer Panne mussten sie bereits hier eine Pause einlegen. Unsere Ausrüstungen waren sehr verschieden: Während ich im Profi-Kostüm unterwegs war, fuhren die beiden Studenten mit Oma-Fahrrad und Jute Beutel auf dem Gepackträger =) Gemeinsam machten wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Appenzell. Erst in Urnäsch trennten sich unsere Wege. Von hier aus wählte ich den steilen Seitenweg (östlich) hoch auf die Schwägalp. Nach 3.5 Stunden erreichte ich dieses erste Etappenziel. Die Kräfte ließen ein wenig nach aber ich freute mich auf den Aufstieg durch die "Nordwand", welchen ich schon länger nicht mehr gegangen bin.
Bilder nicht in gewohnter Qualität, da mit minderwertigem Handy aufgenommen.
Trotzdem unschwer zu erkennen: Die Säntis-Nordwand.
In der neuen Basisstation der Schwägalp konnte ich mich umziehen und meine Trinkblase auffüllen. Nachdem die Radkleidung zum Trocknen übers Bike gehängt war, ging es zu Fuß weiter. Schon eine Stunde später erreichte ich die Tierwies. Der Magen schrie nach Essen und der Geruch aus der Küche trug seinen Teil dazu bei. Doch wollte ich mir das "Highlight des Tages" für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren. Trotz Zwischenstop mit Müsliriegel, Gel und Trinken fühlte ich mich ausgepowert. Ich rechnete mit weiteren 1,5 Stunden bis zum Gipfel. Als Belohnung wollte ich mir eine warme Mahlzeit auf dem Gipfel gönnen. So viel zum Thema "by fair means" =)
Nur eine Stunde später erreichte ich den Tunneleingang zur Raumstation =) Oben angekommen schleppte ich mich die letzten Stufen hoch zur Aussichtsplattform. Die Sicht war überschaubar, die Menschenmengen ganz und gar nicht. Wen wundert´s an einem Sonntag...
Alter Säntis
Blick Richtung Schwägalp / Appenzellerland
Das Mittagessen im Gipfelrestaurant schmeckte hervorragend
Eine ganze Stunde verbrachte ich auf der Bergstation. Als ich mich auf dem Heimweg machte, traf ich die beiden Jungs vom Vormittag wieder. Sie hatten den Gipfel ebenfalls erreicht. Eine starke Leistung bei den gegebene Voraussetzungen! Beim Abstieg verlängerte ich meine Pause an der "Himmelsleiter", da der Andrang von unten zu groß war. Die Wetterspiele beeindruckten mich. Erst jetzt realisierte ich wo ich mich befand. So weit weg vom Startpunkt aber trotzdem optimistisch, da ich bereits auf dem Heimweg war =) Für den Abstieg benötigte ich eine gute Stunde. Immer wieder kamen mir Personen entgegen, die ich schon im Aufstieg überholt hatte.
Es folgte der Kleidertausch an der Talstation, eine weitere Portion der nervigen Sonnencreme und schon gings auf zur letzten Etappe: Nach Hause.
Die ersten 15 km verlaufen fast nur abwärts. Das Durchschnittstempo lag lange Zeit über 40 hm/h =)
Doch die wahre Qual wird erst auf den letzten Kilometern im Ort "Berg" folgen. Hier galt es eine letzte Steigung zu überwinden. Normalerweise ein Trainingsberg, heute aber eine wahre Bergetappe.

Als ich Kreuzlingen erreichte, kam mir ein Lächeln ins Gesicht. Es war geschafft. Seit über 15 Jahren kenne ich diese Tour vom "Hörensagen". Tobi W. hat sie bereits damals absolviert. Für meine Fantasie lag das immer gaaaaaanz weit weg.  Nun war es vollendet.

GPS-Auswertung: 11:04h // 137 km //  3.210 hm
Fazit: Nachdem wir bereits im Mai den Tödi besuchen durften, konnte ich nun ein weiteres Traumziel erreichen. Bei all den Highlights verspüre tiefe Dankbarkeit, denn es benötigt viel Verständnis der Mitmenschen, viel Strapazen der Begleitpersonen und einen gesunden Körper, der all das mitmacht.

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