Dienstag, 11. August 2015

Alpstein Königstour

Der AlpenSim-Blog zählt bereits 30 Berichte aus dem Alpstein. Nun war es an der Zeit für eine große Tour - eine echte Königstour!
Inspiriert wurden J. und ich durch vergangene Touren, aber auch durch das Appenzell Tourismus und durch SimP, welcher letzte Woche die Wasserauern-Säntis-Wasserauen-Tour an einem Tag gemacht hat.

Mittels der BaseCamp-Software planten wir am Vorabend unsere Tour. Die meisten Streckenabschnitte waren uns bekannt, doch gab es viele Fragen: Laufen wir im oder gegen den Uhrzeigersinn? Wo übernachten wir? Besuchen wir den Hohen Kasten? Nehmen wir auch Schafsberg und Moor mit? Und so weiter. 

Nachdem die Planung abgeschlossen und die wichtigsten Dinge in den Rucksack verstaut waren, war es bereits 1:00 Uhr Nachts. Um 7:00 Uhr wollten wir uns auf den Weg nach Schwende machen... Nach der kurzen Nacht begann der Morgen sehr chaotisch. Der Geldautomat bezweifelte meine Liquidität und gab mir keinen Cent. So mussten wir die letzten Euros zusammenkratzen und fuhren mit deutlicher Verspätung in´s Appenzell.

Als Übernachtungsoption hofften wir auf die Zwinglipasshütte. Die Reservierung wollten wir auf der Hinfahrt per Handy erledigen, doch die Hütte war schon restlos ausgebucht. Auf dem Rotsteinpass haben wir leider niemanden erreicht. Alle anderen Hütten lagen nicht auf unserer Route. Angekommen am Parkplatz in Schwende beschlossen wir spontan, die Route umzudrehen und vorerst ohne Reservierung loszuflaufen. Es war bereits 9:30 Uhr.
Kamor links. Hoher Kasten mittig.
TAG 1
Der erste Abschnitt führte uns von Schwende (838m) ins benachbarte Brüslisau (922m). Von dort ging es in hohem Tempo auf den Kamor (1751m). Nach nicht einmal 2 Stunden standen wir auf dem Kamor-Gipfel. Nun konnten wir uns ein genaueres Bild von der weiteren Tour machen. Natürlich bleiben dabei keine Zweifel aus, wenn man so tief in den Alpstein blickt.
AlpsteinPanorama
Also nichts wie weiter auf den Hohen Kasten (1791m), um so schnell wie möglich wieder von diesem wegzukommen. Der Gipfel war bereits überfüllt mit Seilbahn-Wanderern. Der Fritteusen-Geruch in Kombination mit verschiedene Parfums ist mir am Berg immer sehr unangenehm. So waren wir nach 2,5 Stunden auf dem Weiterweg Richtung Stauberen.
Kurze Alpsteinkunde: Blick vom Hohen Kasten auf die weitere Tour.
Links oberhalb des Sämtisersees die Stauberenkanzel.
Dahinter Mutschen und Kreuzberge. Etwa mittig der Altmann.
Rechts hinten der Säntis sowie die nördliche Alpsteinkette mit Schäfler etc.
Mittig die Alp Sigel, dahinter Marwees.
Der "einspurige Wanderweg" lässt nicht viel Platz zum Überholen. Auch wenn jeder Wanderer die gleichen Rechte besitzt, ist das bei unserem Tempo oft mühsam. Meist ist es ein Abwägen, wie man auf sich aufmerksam macht und mit welcher Taktik man an den Genusswanderern vorbeikommt. Glücklicherweise ließen wir die Menschenmassen ab der Stauberen (1711m) hinter uns.
Blick vom Stauberen-Grat ins Rheintal. Links hinten das Sarganserland. Rechts die Alvierkette.
Dort angekommen, wollten wir unsere leeren Trinkblasen auffüllen, doch es gab nur Regenwasser aus der Leitung oder alternativ eine Flasche Minereal zu 7 SFR. Geizig verzichteten wir und hofften auf eine baldige, kostenfreie Wasserquelle.
Der Weiterweg erfolgte auf dem schönen Pfad in Richtung Saxerlücke (1649m). Aufgrund der bereits absolvierten Distanz von 17 Kilometer und der drückenden Sommerhitze, machten sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Es war bereits 14:00 Uhr vorbei und wir somit 4,5 Stunden in sehr hohem Tempo unterwegs. Zeit fürs Z´mittag - Leider hatten wir nicht viel zu Essen dabei, so blieb es bei Riegeln, PowerGels und ein paar Würstchen...
Im Schattenfeld unterhalb des Wanderwegs machten wir unsere Mittagspause
Nach knapp 30 Minuten beendete wir die längste Pause des Tages und marschierten weiter. Bis dato hatten wir noch keine Hüttenreservierung. Daher rief J. nochmals am Rotsteinpass an. Glücklicherweise bekamen wir noch 2 Plätze im Lager. Nun gab es kein zurück mehr. Hätten wir telefonisch niemanden erreicht, wären wir hier umgekehrt und über Bollenwees/Fälensee abgestiegen. Der Wegweiser in der Saxer Lücke bestimmt den Weiterweg bis zum Altmannsattel mit 3:45h. Wir hatten also noch eine Menge vor uns...
Meine Motivation für den weiteren Abschnitt lag darin, dass ich diesen Weg noch nie zuvor gegangen bin. Unterhalb der Kreuzberge führt ein weiter Aufstieg in Richtung Mutschensattel. Hier oben glänzt noch immer das "weiße Gold" in einem Restschneefeld. Die für mich "einsamste Stelle im Alpstein".
Der Blick zurück zeigt Kamor, Kasten und Stauberen
Auf der Roslenalp (1767m) legten wir die nächste Pause ein. Hier konnten wir entspannt im Schatten sitzen und endlich unsere Tinkblasen auffüllen. Gestärkt vom kühlen Wasser liefen wir weiter bis in den Mutschensattel. Hier trafen wir auch wieder auf andere Wandersleut. Der Gipfel des Mutschen (2122m), südlich vom Sattel, ist in nur 10 Minuten zu erreichen. Ein Geschenk - hier war ich noch nie oben. Der Weitblick reicht von der Alp Tesel, über das Toggenburg und die Churfirsten bis zum majestätischen Tödi.
Auf dem Rücken des Mutschen 
Die Verbindung von Mutschen zum Chreialppass hatte ich mir kürzer vorgestellt. Tatsächlich war es aber ein gutes Stück bis an den Fuße des Altmann. Aufgrund der Erschöpfung legten wir immer mehr Pausen ein. Auch die Hitze machte uns deutlich zu schaffen.
Aus der Vergangenheit hatte ich den Aufstieg zum Altmannsattel als "zäh" in Erinnerung. So war es nun auch. Wir quälten uns von Meter zu Meter über den serpentinenartigen Südhang. 

Angekommen im Altmannsattel auf 2334m haben wir den höchsten Punkt des Tages erreicht. Ab hier war der Rotsteinpass schon fast zu sehen. Die letzten 20 Minuten führte uns ein steiler Abstieg zum heutigen Tagesziel. Angekommen!
Es war nun 18:30 Uhr. Wir bekamen direkt unser Bett zugewiesen und duften dann das leckere Abendessen zu uns nehmen. Insgesamt waren wir auf der Hütte sehr zufrieden. Sehr freundliches Personal, guter Schlafplatz, lecker Essen und eine entspannte Stimmung. Lediglich die 85 Euro für Übernachtung & Halbpension waren ein wenig knackig.
Rotsteinpass im Abendlicht. Links daneben der Altmann (2435m).
Von Rotsteinpass aus hatten wir eine schöne Aussicht auf unsere gesamte Route. Zwischen Widderalpstöck und Hundstein sind Kamor und Hoher Kasten zu erkennen.
Säntis im Abendlicht. Davor der abenteuerliche Lysengrat.
TAG 2
Bereits gegen 5:00 Uhr sind wir aufgestanden, um den Sonnenaufgang zu erleben:
Auf dem Wanderweg zwischen Altmann und Rotsteinpass-Hütte sammelten sich die Steinböcke, um die ersten wärmenden Sonnenstrahlen aufzunehmen
Auch der höchste Gipfel des Alpstein glüht in der Morgensonne. Vom Rotsteinpass aus ist der Säntis (2502m) in etwa einer Stunde zu erreichen. 
Frühstück gab es erst ab 7:00 Uhr. So hatten wir genug Zeit, um vorab unsere Sachen zu packen und uns für den Tag zu rüsten. Nach der kurzen und spärlichen Mahlzeit konnten wir die Hütte bereits gegen 7:30 Uhr als erstes verlassen.
Blick zurück auf Rotsteinpass und Altmann
Es folgt eine schöne Wanderung über den Lysengrat auf den Säntis (2502m). Der Weg ist buchstäblich in den Fels gehauen. Hier wurden mit Sicherheit viele Schweißperlen vergossen, bevor die Verbindung begehbar war. So früh am Tag, ohne viel Gegenverkehr, ist die T3 Strecke eine schönes Abenteuer.
Kurze Photopause: Links die Churfirsten.
Rechts, versteckt: der J.
Gegen 8:30 Uhr standen wir auf dem unschönen Säntisgipfel. Am beeindruckendsten war heute die leere Wartehalle - So haben wir das noch nie gesehen =)
Berggasthaus Alter Säntis. Täuschend nah auch der Seealpsee.
Blick zurück auf Altmann und Lysengrat
Betrachtet man die gesamte Tour, befanden wir uns ab jetzt auf dem Rückweg. Es folgte ein Abstecher auf den Girenspitz (2448m). Trotz der vielen Alpstein-Touren war ich bislang nie auf diesem Zipfel.
Girenspitz
Die beiden höchsten Gipfel unserer Königstour: Altmann und Säntis.
Ab dem Girenspitz sieht der Rückweg relativ überschaubar aus. Da wir aber nicht den Grat (links) sondern den Wanderweg wählten, mussten wir bis zu den Schneefeldern runter, um vom dort aus wieder aufzusteigen =)
Öhrligrub
Altenalp Türm und Lötzisalpsattel (1900m)

Es war noch weit und es wurde noch anstrengend. Doch war der Rückweg absehbar. Ohne lange Pausen und mit zügigem Schritt kamen wir gut voran. 

Oben Schäfler (1925m). Mittig Altenalp. Unten Seealpsee.
Die letzten Höhenmeter =)
Blick auf die zurückgelegten Meter an Tag 2
Spätestens ab dem Schäfler (1925m) war die Romantik vorbei. Menschenmassen überall. Also nichts wie durch. 
Letztes Bild: Auf dem Zisler, unterhalb des Berggasthauses Schäfler
Über die Chlus (1726m), den Zisler kamen wir zur Ebenalp (1640m), wo wir gemeinsam ein Shorley "wegzogen" - Mehr gab der Geldbeutel nicht her =) Eine herrliche Erfrischung. Die letzte Stunde stiegen wir auf ungewohnten Weg über die Alp Bommen (1235m) ab. So hatten wir noch ein wenig Schatten, welchen wir zwischenzeitlich auch benötigten.

Im Tal (838m) war es wahnsinnig heiß. Mit Sicherheit über 30°C. Überall waren die Bauern am Grasen. Appenzell live: Tourismus gepaart mit Landwirtschaft und Tradition. Zurück am Parkplatz in Schwende, packte J. zwei Gösser Naturradler aus. Wir zogen direkt weiter an den Gebirgsbach, wo wir unsere Fußsohlen kühlten und das kalte Frischgetränk genossen.

GPS-Auswertung Tag 1: 24.7 km // 2377 hm // 8:53 h

GPS-Auswertung Tag 2: 17.5 km // 684 hm // 6:09 h

Route gesamt:
Fazit: Eine wahre Königstour! Danke an den Erschaffer des Alpsteins und die Pfleger seiner Wanderwege. Vielen Dank auch an J. - Alleine wäre ich vermutlich am Tag 1 in der Saxer Lücke umgekehrt...

1 Kommentar:

  1. ....super Tour..... unglaubliche Leistung........tolle Bilder!
    Ihr Zwei seid Spitze! Echt!

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