Samstag, 27. September 2014

Alpsteinbike 2014

Beim MTB-Klassiker "Alpsteinbike" geht es darum, das gesamte Alpsteingebirge an einem Tag mit dem Velo zu umfahren. Neben der bewährten MTB-Variante gab es in diesem Jahr auch erstmals eine Rennrad-Runde.
Meine "Rekrutierungsbemühungen" scheinen sich gelohnt zu haben: In diesem Jahr waren Anne und Simon mit von der Partie. Für uns 3 aber auch für etwa 400 weitere Biker gab es kein zurück mehr - Der große Tag war gekommen.
Mit 2 Autos und 3 Bikes fuhren wir von Konstanz bis nach Rüthi ins schöne Rheintal. Von hier aus starteten wir gegen 7:30 Uhr auf die 1. von 4 Etappen. Welche der 4 Etappen zuerst gefahren wird und in welcher Zeit die Etappen absolviert werden spielt beim Alpsteinbike keine Rolle. Vielmehr geht es darum, die Natur, sein Bike, seine Mitmenschen und sich selbst kennenzulernen.

Nach 5 Minuten einradeln ging es gleich bergauf. Etwa 800 Höhenmeter mussten am Stück absolviert werden. Die morgentliche Frische wandelte sich alsbald in ein sportliches Schweißtreiben. Die asphaltierte Straße und der schöne Tiefblick in Richtung Rüthi sollten uns als Motivator dienen, um die erste Etappe bis nach Brülisau zu überstehen.
Anne auf den ersten Höhenmetern über dem Rheintal. 
Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir den Montlinger Schwamm. Ab hier verließen wir die Südseite des Alpsteins und gelangen so auf den nördlichen Teil, wo wir direkt auf das Berggasthaus Ruhsitz trafen. Hier waren wir bereits Anfang September mit den Rennrädern.
Die Querung auf die Nordseite des Alpsteins
Es folgte eine rasante Abfahrt nach Brülisau, wo wir sehr herzlich vom OK (Organisationskomitee) empfangen und betreut wurde: Anne´s Schaltwerk wurde feinjustiert und meine Satteltasche wurde provisorisch mit einem Kabelbinder geflickt. An dieser Stelle vielen Dank an die freundlichen Jungs vom RMC Appenzell.
Das uns wohlbekannte Dorfportrait von Brülisau am Fuße des Hohen Kastens
Die zweite Etappe beinhaltet die gesamte Querung des nordlichen Alpsteins. Hoch bis zur Schwägalp und wieder runter bis an die Passhöhe. Für Anne und mich war es ein Heimspiel. Bereits auf unserer Transalp im letzten Jahr fuhren wir beinahe die gleiche Etappe.
Über einen schönen, schattigen Forstweg kamen wir dem Säntismassiv und der Schwägalp näher.
Hinter der grüne Kuppe befindet sich schon fast die Schwägalp.
Zwischenzeitlich waren wir etwa 4 Stunden unterwegs und die ersten Ermüdungserscheinungen blieben selbstverständlich nicht aus. Doch mit ein paar Motivationsspritzen und ausreichend Sportlernahrung kamen wir auch gut über diese 2. Etappe.

Am 2. Checkpoint begegnete uns "Mr. Wichtig" vom OK. Der Herr ist mir bereits im letzten Jahr aufgefallen. Dieses Jahr erkannte ich ihn natürlich wieder und musste auch gleich wieder über sein eigenartiges Verhalten schmunzeln. Aber sei es darum. Insgesamt ist das Event hervorragend organisiert. Selbstverständlich möchte da auch der ein oder andere Helfer ein wenig in diesem Ruhm baden...

Auch hier verpflegten wir uns mit Appenzeller Bärli Biberli, Bananen und Bouillon. Außerdem füllten wir unsere 1 Liter Trinkflaschen nun zum 3. mal auf.

Vor uns stand nun die, meiner Meinung nach, härteste Ertappe. Zwar habe ich das vorab nicht verraten, doch bekam auch ich ein wenig meine Zweifel, nachdem die bisherigen Etappen bereits ihre Spuren hinterlassen hatten. Doch wieder einmal half uns der starke Wille, welcher uns bis hoch an den Risipass antrieb. Kurz zuvor mussten wir noch eine Tragepassage einlegen. An dieser Stelle steigen vermutlich 95% der Fahrer ab, da es schlichtweg zu steil ist.
Super Bike, super Strecke, super Wetter.
Ab hier musste aber erstmal ein Stück geschoben werden.
Das Berggasthaus kurz vor der Passhöhe ließen wir direkt hinter uns. Einzig für eine Fotopause blieb ich kurz stehen.
Nun waren es noch etwa 5 Fahrminuten bis an die höchste Stelle für heute. "Bergfest" rief es in meinem Kopf. Also ab in den Wiegetritt, um die anderen wieder einzuholen. Dann passierte es - "Ratsch" und die Kette war gerissen. Sch****! Was nun?

Zuvor hatten wir abgemacht, die Hütte zu passieren und erst auf der Passhöhe des Risipasses unsere Mittagsrast einzulegen. Also zog mich Simon die letzten Meter bis dorthin. Erst mal durchatmen und nachdenken. Keine 20 Meter später sahen wir neben der Strecke ein paar andere Biker, die ebenfalls am reparieren waren. Frech fragte ich nach einer Zange, um die Kette wieder provisorisch Instand zu setzen.

Und siehe da, der nette Biker hatte sogar eine Kettennieter dabei. Der Typ war wirklich genial. Selbst Teilnehmer des Events, doch nahm er sich fast 30 Minuten Zeit, um meine Kette zu reparieren. Auch wenn man es als "Schiiieß Düüütscher" kaum glauben mag: Es gibt sie definitiv - die herausragend freundlichen Schweizer. Er war ein Vorbild der Gastfreundschaft und zudem ein technisches Genie wie der Handwerkerkönig Tim Taylor. Nachdem die Kette wieder Instand gesetzt war, hat mir der Velo-Spezialist dann sogar noch die Schaltung eingestellt. Einfach genial. 1000 Dank an dieser Stelle: You made my day!
Am Risipass schossen wir noch ein geniales Foto und begaben uns dann auf die speedy Abfahrt nach Stein, welches direkt neben Starkenbach unterhalb des Seluns liegt. Zwischenzeitlich war es ca. 14:00 Uhr und wir saßen seit etwa 6,5 Stunden im Sattel.
Simon, Säntis und Anne.
Zurück auf der Südseite =)
Ab hier fuhren wir konstant der Thur entlang. Vorbei an Alt. St Johann und Unterwasser, hoch bis Wildhaus. Die Sonne wurde stärker, die Beine schwächer. Die vorhergesagten Qualen wurden wahrhaftig =) Doch der Anblick auf den schönsten aller Berge lud den Akku wieder ein wenig auf.
Wildhuser Schafberg. 
Wie wir in Wildhaus langsam wieder an Höhe gewannen, konnten wir gegenüber die Churfirsten erblicken. Für mich symbolisieren sie den Starpunkt meiner Berg-Vernarrheit. So konnte ich auch von diesem Anblick Kraft schöpfen und mich auf den nächsten Etappenstop in Wildhaus freuen.
Die 7. Churfirsten (Links der Doppelgipfel Chäserrugg und Hinterrugg)
Der um 180° gedrehte Blick nach Norden zeigt uns die Säntis-Südseite: Wir haben den großen Brocken schon fast umrundet.
Die Etappe war weit und hart. Doch auch sie fand ein Ende, als wir gegen 16:30 Uhr am Hotel Schönenboden ankamen und uns nochmals mit Biberli, Bananen, Gel, und Isotrinks stärkten. Während uns noch ein Mitstreiter dazu überreden wollte, eine Abkürzung zu nehmen, stiegen wir schon wieder aufs Velo und nahmen die letzte Etappe in Angriff. Klar waren es nochmals 400hm und über 20km Distanz. Doch wer abkürzt, kann auch zu Hause auf dem Sofa bleiben.
Ab jetzt nur noch bergab ;-)
Die Qualen wurden belohnt: Es standen die genialsten Abfahrten des Tages vor uns. Kein Wunder, sind wir auch seit 9 Stunden gefühlt nur aufwärts gefahren =) Über schöne Wald- und Forstwege ging es nun abwärts ins Rheintal. Simon ist bei solchen Abschnitten absolut in seinem Element. Besonders mit seinem neuen Rad ist er der Abfahrtskönig.

Das Adrenalin ließ uns fliegen. Das Herz raste mit gefühlten 180 BPM und die Tränen waren ein Gemisch aus Freude und Fahrtwind.

Eine gefühlte halbe Stunde ging es nur bergab. Rollen, rollen, rollen und genießen. Die letzten 5 km fuhren wir dann dem"alten Rhein" entlang, welcher später dem Rhein zufließt. Gegen 18:15 Uhr kamen wir schließlich erschöpft aber gesund und überglücklich wieder in Rüthi an.

GPS-Auswertung: 2982 hm // 93.3 km // 10:44 h
 
Fazit: Der Alpsteinbike ist gnadenlos, lässt seine Teilnehmen leiden, zeigt ihnen die körperlichen und mentalen Grenzen auf. Doch gleichzeitig beflügelt er die Seele in der Gegenwart und insbesonders in der Zukunft. Schmerz und Qual vergehen. Eindrücke bleiben. Nächstes Jahr wieder!

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